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Eine kurze Geschichte des Zerkleinerns

 

mit freundlicher Erlaubnis von G. Bost
Animation der Britzer Mühle


Pharmazie Hist. Museum, Basel
Stammbuch des Basler Apothekers Eglinger
 


Aus dem Katalog der Alpine AG

 

Inhalt:

Altdeutsche Mühle Mörser Steindrehmühlen
Dampfmühle Papiermühle Steinzeit
Handreibemühlen Pulvermühle Vitruv
Mahlstein Reibschüsseln Wasserrad
Mahlverfahren Rom Windmühle
uDie älteste Art des Zerkleinerns war das Zerreiben und Zerstossen des Getreides.
Bereits in der Edda und im Alten Testament wurde der Vorgang erwähnt und beschrieben.
uSeit der Steinzeit entwickelte der Mensch verschiedene Mühlen aus Stein um aus Getreide Mehl herzustellen. Die ersten Mühlen waren Handreibemühlen, bestehend aus einer etwa 6 kg schweren flachen Unterlage und einem 800 g schweren Läuferstein.
 

Rätsel der Kanuri (Afrikanischer Stamm sw des Tschadsees, Nigeria)

Fe bulram, bul cingalram, 
wàzal bogata njuwonze bakcin. 
Kau nyetebe.

uEine weisse Kuh, weiss wie Zinn, liegt auf dem Rücken und käut wieder. (Was ist das?)
Lösung: Der Mahlstein.
u
(aus Lukas 1937/38, 170)

 

u

 

Ein Stein (Unterlieger), der in seiner Oberfläche zu einer flachen Mulde ausgehöhlt war, wurde so abgeschrägt, dass sein vorderes Ende tiefer lag als das hintere. An dem hinteren kniete die Frau, denn Mahlen war Frauen- oder später Sklavenarbeit,  und zerrieb mit einem kleinen Stein (Läufer) die Körner in der Vertiefung des vorderen Endes.

Mühle mit Reibestein, Sahara Mus. d. Kult. Basel; Foto H. Rixner
Mahstein aus der Sahara
Objekt: Museum der Kulturen, Basel

Die Bewegung war nicht nur ein reines Schieben, sondern es wurde auch eine Stoss-und Druckwirkung ausgeübt. Deshalb hiess diese Mühle bei den Römern auch „mola trusatilis“, was übersetzt „Stossmühle“ bedeutet.
uNeben den Mahlsteinen waren vielfach Mörser in Gebrauch um das Getreide zu zerstampfen.
Solche Mörser hat z.B. Schliemann in Troja ausgegraben.
Die Mörsergefässe und das Pistill waren aus Basalt oder hartem Kalkstein gehauen.

 

griechisches Vasenbild
griechisches Vasenbild

uZwischen den Mahlsteinen wurde das Korn zerrieben. Eine neuere Form war die Trogmühle, welche sich aus einem mit Meissel und Hammer bearbeiteten, festen Unterstein und einem passenden Oberstein oder Läufer zusammensetzte. Solche Mühlen werden noch heute in Afrika und Asien verwendet.
uEinen grossen Fortschritt brachten Steindrehmühlen ab der jüngeren Bronzezeit, die grössere Mengen an Getreide in kurzer Zeit mahlen konnten. Allerdings war die Bedienung Schwerstarbeit.
uRömische Drehmühle

a Grundmauer

ub Fläche oder Rinne auf der sich das Mehl sammelte
uc feststehender Reibstein mit Profillinie
ud drehbarer Gegenreiber
ue engste Stelle mit höchster Mahlwirkung

 

Römische Drehmühle

uDurch den Einsatz von Tieren (Esel und Maultiere) an grossen Mühlen, die den oberen Mahlstein drehten, konnte der Mahlvorgang für den Menschen wesentlich erleichtert werden.
Die Steindrehmühlen waren durch ihr grosses Gewicht schwer transportierbar, während die leichteren Handmühlen auf Reisen zum Gepäck, beispielsweise des römischen Heeres, gehörten.
Jeder Soldat war für seine Verpflegung selber verantwortlich. Er erhielt täglich ca. 2 Pfund Getreide, welches er reinigte, mahlte und zu Brei oder Brot verarbeitete. In den Feldlagern der Legionen gab es einfache Feldbacköfen; in den festen Grenzkastellen des Limes fand man auch Bäckereien mit mehreren Backöfen nebeneinander.
uOft benutzt um Getreide unter Zusatz von Wasser zu zerkleinern wurden auch Reibschüsseln aus Ton, in deren Boden man vor dem Brennen  Quarzsplitter eingedrückt hatte.

Objekt: Römermuseum Augusta Raurica,
Augst, CH

Reibeschale mit Quarzsplittern

uSchema der ersten vom römischen Architekten Vitruv beschriebenen Wasserradmühle mit Kraftübertragung auf den Läuferstein.
u Erst vor wenigen Jahren wurde eine solche Wasserradmühle bei Aventicum entdeckt.

 

Mühle nach Vitruv 32 v. Chr.

u,,Wie das Wasserschöpfrad werden auch die Wassermühlen getrieben, bei welchen sonst alles dasselbe ist, mit Ausnahme des Umstandes, dass an einem Ende der Welle ein Zahnrad läuft. Dieses aber ist senkrecht gestellt und dreht sich gleichmässig mit dem Schaufelrade in derselben Richtung; in dieses eingreifend, ist ein zweites kleineres Zahnrad waagerecht angebracht, welches in einer Welle läuft, die am oberen Ende einen eisernen Doppel-schwalbenschwanz hat, welcher
in den Mühlstein eingekeilt ist.
uSo zwingen die Zähne jenes an die Welle des Schaufelrades angefügten Zahnrades dadurch, dass sie, in die Zähne des waagerechten Zahnrades eingreifend, dieses treiben, die MühIsteine zur Umdrehung; die über dieser Maschine hängende Gosse gibt den Mühlsteinen immer das Getreide zu, und durch dieselbe Umdrehung wird das Mehl gemahlen."
uMit Mahlsteinen wurde reger Handel im ganzen römischen Reich betrieben, wobei die Qualität besondere Beachtung fand. Die Steine wurden teilweise bis 1500 km weit transportiert. Viele gute Mühlen stammen aus Süditalien, Griechenland, Spanien und Nordafrika.
Die Mahlsteine, die aus besonders hartem Sandstein angefertigt wurden, besassen einen Durchmesser von 64 cm, der Unterstein von 20 cm, der bewegliche Läuferstein ist 35 cm hoch. Das Gewicht des Läufers beträgt etwa 200 kg. Wie ein Versuch zeigte, ist eine Mahlleistung von 25 kg backfertigem Mehl pro Stunde möglich.

 

Die von Vitruv beschriebene Mühle unterscheidet sich nur wenig von einer alten deutschen Mühle aus dem Jahre 1870, die damals zu den modernsten im Mühlenbau gehörte.

 

Altdeutsche Mühle

Altdeutsche Mühlen waren seit dem zwölften Jahrhundert in Deutschland weit verbreitet und wurden vor allem von Königshöfen und Klöstern betrieben.

 

 
Altdeutscher Steinmahlgang mit Beutelkasten. 
Aufgebaut im Klostermühlenmuseum D-86672Thierhaupten.

u

Alle Wasserräder werden von der potentiellen Energie gedreht, die fallendes Wasser durch Schwerkraftwirkung abgibt. Die potentielle Energie wird dabei von dem Wasserrad in mechanische Energie umgewandelt. Die Größe der Energie hängt dabei von der Fallhöhe des Wassers ab. (Textauszug aus "Wasserräder- die einstige Schlüsseltechnologie")

Im Grunde genommen ist die Wasserenergie gespeicherte Sonnenenergie, denn ständig hebt die Sonnenstrahlung weltweit gewaltige Wassermassen vom Meeresspiegel nach oben in die Atmosphäre, in die Wolken. Der über dem Festland niedergehende Regen sammelt sich in Bächen und Flüssen, die ins Meer zurückströmen. Wenn Menschen diesem Wasser einen Teil seiner Energie nehmen, ist das eigentlich Sonnenenergie.

In der Antike und im Mittelalter gab es im wesentlichen nur drei Energiequellen: menschliche und tierische Kraft, Windenergie und Wasserenergie. Im Mittelalter aber wurde die Wasserkraft zur Schlüsseltechnologie, so bedeutsam für das wirtschaftliche Leben wie heute das Erdöl. Schon Karl Marx betonte. "Die elementarische Form aller Maschinerie hatte das römische kaiserreich überliefert in der Wassermühle" (vgl. Marx, S. 368, a.a.O.). Der bedeutende US-amerikanische Technikhistoriker Lewis Mumford sah in der Wassermühle die "revolutionärste ...(aller).. mechanischen Erfindungen" der Antike. Die frühe Geschichte von Wasserrädern und - mühlen ist nur teilweise geklärt.
Um die Erfindung der Mühlen gibt es eine Reihe von mythischen Überlieferungen. Nach einer attischen und sizilischen Sage wurden die Mühle wie die Mehlzubereitung von der Landwirtschafts- und Fruchtbarkeitsgöttin Demeter (röm. Ceres) erfunden.
Nach einer anderer antiken griechischen Überlieferung war es ein zauberkundiger Schmied, ein Telchine namens Mylos , der die Mühle und den Mühlstein erfand. Er soll auch auf Rhodos, in Kameiros, den Mahlgöttern einen Tempel errichtet haben.
Aber auch Zeus selbst wurde in verschiedenen Regionen des antiken Hellas unter dem Beinamen "Myleus" ( = der Müller) als Erfinder der Mühle verehrt.

Die ehemals große Bedeutung und das große Alter von Mühlen sieht man auch daraus, wie häufig Mühlen und Müller in Märchen angesprochen werden. Müller gelten oft als habgierig und geizig, oft sind sie reich. Häufig sind im Märchen Mühlen verzaubert oder verwünscht, so z.B. in "Die Katzenmühlen" oder "Die verwünschte Mühle" .

Die Leistung von Wasserrädern ist - an heutigen Maßstäben gemessen - relativ niedrig und prinzipiell durch z.B. die Masse des Rades selbst begrenzt. Berechnungen ergaben eine maximale Leistung von 10 PS (d.h. 7,354 KW)

Um die Kraft des Wassers möglichst effektiv zu nutzen, genügte es nicht, nur ein Wasserrad am vorhandenen Fluss oder Bach zu errichten, vielmehr waren zumeist umfangreiche Baumassnahmen an den Wasserläufen notwendig.

So liegen Mühlen häufig nicht direkt am natürlichen Flusslauf, sondern werden über einen durch Wehre abgezweigten Kanal, den Mühlbach, mit Oberwasser versorgt. Durch einen weiteren Kanal fliesst das Unterwasser zurück in den Fluss.
uDrei Arten, Wasserräder zu betreiben, sind zu unterscheiden: das oberschlächtige Wasserrad wird durch das Gewicht des von oben auf die Schaufeln fallenden Wassers in Drehung versetzt, während das unterschlächtige Rad durch den Schub des unten durchfliessenden Wassers angetrieben wird. Selten wurde das mittelschlächtige Prinzip angewandt.

unterschlächtiges Wasserradoberschlächtiges Wasserradmittelschlächtiges Wasserrad

uDas in altdeutschen Mühlen überwiegend angewandte Mahlverfahren war die Flachmüllerei:
Der Abstand zwischen den Mühlsteinen wurde dabei sehr eng gewählt, so dass nur ein Mahlgang nötig war.
Der Nachteil dieser sofortigen, scharfen Vermahlung ist allerdings, dass die Schale des Getreidekorns fast ebenso stark pulverisiert wird, wie der Mehlkern. Die feinen Schalenteilchen können nur mangelhaft vom Mehl getrennt werden, das daher dunkelfarbig wird.

Das erst ab der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts angewandte Verfahren der sogenannten Hochmüllerei mit grossem Steinabstand erforderte zwar mehrere Durchgänge, brachte dafür aber sehr reines weisses Mehl.

Auf dem technischen Stand der altdeutschen Mühle blieb die Müllerei vom sechzehnten bis zum Beginn des neunzehnten Jahrhunderts stehen, wesentliche technische Innovationen waren nicht zu verzeichnen.
1786 wurde in London die erste Dampfmühle in Betrieb genommen.
Durch die Watt´sche Dampfmaschine wurde die Albion-Mühle vom Wasser unabhängig und dies führte zu einer erheblichen Leistungssteigerung durch gleichmässigen Dauerbetrieb.
uIn den meisten Gewerbemühlen wurde ein Wasserrad dazu verwandt, Mahlwerke, Reiben oder Stampfen anzutreiben, die zur Pulverisierung der unterschiedlichsten Stoffe dienten. Es gab Gipsmühlen, Hadermühlen, Farbmühlen, man zerkleinerte Tabakblätter, stampfte Baumrinde (Lohe) in Lohmühlen, in Gewürzmühlen wurden Gewürze wie Ingwer, Piment, Zimt und Nelken, aber auch Safran und Pfeffer verarbeitet. Nach 1800 ging jedoch das Geschäft der Gewürzmühlen zurück.
Pulvermühlenu
Das salpeterhaltige Schwarzpulver ist der älteste Explosivstoff. Seine Erfindung wurde früher dem Freiburger Mönch Bertold Schwarz zugeschrieben. Auch ein englischer Mönch namens Roger Bacon und ‑als dritte Version ‑ein gewisser Konstantin Amalzen wurden als Erfinder genannt. In Wirklichkeit wurde das Schießpulver im dreizehnten Jahrhundert aus dem Orient eingeführt.
u1356 erschien in den Nürnbergischen "Ausgab-Rechnungen" erstmals ein Posten für Geschütze und Pulver, und schon im Jahre 1365 soll hier Pulver hergestellt worden sein. Zu dieser Zeit wurden die Bestandteile des Schiesspulvers noch von Hand in einem Mörser zerkleinert.
Die nachweislich erste Pulvermühle in Nürnberg wurde 1507 errichtet. Durch das Wasserrad wurden in den Pulvermühlen hölzerne Stampfen angetrieben, die am unteren Ende mit einem Messingmantel umgeben waren. Die paarweise angeordneten Stampfen fielen abwechselnd in die Löcher des sogenannten Grubenstocks und zerstießen dabei das Mahlgut.

In der Pulvermühle wurden zuerst der Schwefel und die Holzkohle gereinigt, zerstoßen und gemischt. Der Kalisalpeter wurde in heißer Salpetersäure aufgelöst und dazugegeben. Diese Mischung, die je nach Verwendungszweck noch mit Wasser, Essig, Branntwein, aber auch mit dem Urin eines Mannes, der zuvor Wein getrunken hatte, angefeuchtet wurde, kam dann in die Stampfen und wurde dort fein zerstoßen und durchgemischt.
Im Abstand von jeweils einer halben Stunde mußten die Stampfen angehalten und die Masse umgerührt werden. Alle drei Stunden wurde der Brei aus den einzelnen Stampflöchern des Grubenbaums genommen, zusammengemischt, angefeuchtet und erneut in die Löcher des Grubenstocks verteilt. Dieser Vorgang wurde 30 bis 36 Stunden lang wiederholt.
Danach wurde das Pulver gekörnt, indem die noch feuchte Masse durch die Löcher eines Siebes getrieben wurde. Die Körnung bewirkte eine engere Berührung der Pulverteilchen und bewirkte ein gleichmässiges Abbrennen.
Durch die Wahl der Korngröße konnte das Pulver darüber hinaus auf das jeweilige Geschütz abgestimmt werden.

uOft explodierten diese Mühlen. Die Ursache konnte ein Funken sein, der beim Einschlagen eines Nagels entstand. Im Zeitraum von 170 Jahren explodierte z.B. die Mühle in Wöhrd bei Nürnberg achtmal.

Bei einer dieser Explosionen, im Jahre 1643, ermittelte die Polizei als Verursacher einen erst fünf Tage dort beschäftigten Arbeiter, ....

u

 

„.welcher daß in der Höhe daselbst in einer Latern hangende Licht mit den bloßen Fingern gebuzt, und gleich nach einem Sieb, dadurch das Pulffer geläutert wird, gegriffen, hat sich der daran hangende Pulfferstaub von den heißen Fingern entzündet, davon ist daß dabey stehende Pulffer, so ungefehrlich bei drey viertel Centner gewesen angangen, welches durch einen starken Knall in die Luft ging und umb sich stieß“. (wahrscheinlich liegt die Ursache in statischer Aufladung begründet. K. Paulus)
u

Wenn die Pulvermacher versuchten, die Schuld an einem solchen Unglück von sich zu weisen, bekamen sie oft Unterstützung von der Kirche. In einer Bußpredigt anläßlich der fünften Explosion der Wöhrder Mühle am 22. Mai 1764 wird proklamiert: 

"Da es nun auch Gott gefallen hat, nach seiner strafübenden Gerechtigkeit, dem Feuer zu ruffen uns damit zu straffen; und am verwichenen Dienstag, nachmittags um drey Uhr,  die Pulvermühle, nächst an dieser Vorstadt Wöhrd, entzündet worden, und mit entsetzlichem Donnern und Krachen, wovon die Grundveste der Bergen weit und breit beweget, und unsere Häuser, auch dieses unser Gotteshaus, sehr erschüttert worden, zu allgemeinem großen Schrecken, auch großem Schaden vor viele Personen in die Luft geflogen ist, auch drey Männer dabey jammerlich getötet.“

 

Papiermühlenu
Fünfhundert Jahre lang konnte China das Geheimnis der Papierherstellung wahren, bis das Wissen nach Japan gelangte und sich von dort über die Handelswege verbreitete. Auf dem europäischen Festland entstanden die ersten Papiermühlen in Valencia (um 1200) und in Fabriano (1276)

 

Dass der Papierer sich mehr als Handwerker denn als Arbeiter verstand wird durch die Vorstellung der Handwerksutensilien in der Mitte des Bildes deutlich. Im Gegensatz dazu sind die Nasspresse, das Stampfgeschirr und das Wasserrad völlig in den Hintergrund gedrängt.

 

uDie ersten Papiermühlen des 14. Und 15. Jahrhunderts entstanden unmittelbar vor den Toren mittelalterlicher Handelsstädte, denn ausschlaggebend für die Wahl des Standorts war die Versorgung mit Rohmaterial, mit Lumpen (Hadern). Die Menge des Rohstoffs stellte keine natürliche Größe dar, war aber auch nicht beliebig vermehrbar, sondern abhängig von der Textilproduktion, von der Bevölkerungsdichte, dem Lebensstandard und sogar von der Mode.

 

Enge Verhältnisse herrschten in den Papiermühlen. Oft waren die
düsteren und engen Maschinenräume Arbeitsplätze von Kindern.

 

uWie so oft in der Geschichte wurde auch der neue Gewerbezweig der Papiermachererei samt seiner technischen Innovationen durch Krieg und nicht durch seinen Stellenwert für Humanismus und Wissenschaft bedeutend.
So wurde z.B. das Papier im Städtebund, im 13. Jahrhundert zur Sicherung des Landfriedens gegründet, ein neues Machtinstrument gegen König und Fürsten.
Die Organisation der räumlich weit gestreuten Städte wäre ohne schriftliche Verständigung nicht möglich gewesen.

 

 
Papiermühle mit Hadernstampfwerk und Bütte. 
Aufgebaut im Klostermühlenmuseum, D-86672 Thierhaupten. 
Frau Barbara Seidenschwann die das Museum mit viel Liebe eingerichtet hat und betreut, beim Schöpfen von Papier.

u

Ich brauch hadern zu meiner mühl
Dran treibt mirs rad des wassers viel
dass mir die zschnittn hadern nelt
das zeug wird in wasser eingequelt
draus mach ich pogn / auff di filz bring
Durch press das wasser darauss zwing.
denn henck ichs auff / lass drucken wern
Schneeweiss und glatt so hat mans gern.
Hans Sachs

 

uHans Sachs nennt in der ersten Zeile seines Gedichtes den Elementarstoff für Büttenpapier, die Hadern (Lumpen), übergeht aber die Problematik, die mit diesem Rohstoff verbunden war.
Bereits frühzeitig in der Geschichte der Papierherstellung gab es Streit um das Lumpenmaterial.
Für eine Papiermühle mit drei Bütten belief sich der jährliche Lumpenbedarf auf ca 1000 Zentner. Umherziehende Lumpensammler lieferten das Material direkt bei der Mühle ab. Laut einer Regelung in Nürnberg Anfang des 18. Jahrhunderts, durfte jede der drei Papiermühlen nur sechs Lumpensammler beschäftigen.

Die ältesten Windmühlen sind Bockwindmühlen.
Der Bock, der der Mühle den Namen gibt, stützt den senkrecht stehenden Hausbaum. Diese Mühlen konnten wegen ihrer modularen Bauweise sehr leicht an andere Standorte versetzt werden.


Bockwindmühle "Victoria" Landkreis Gifhorn

Die "Holländerwindmühle" , dern Sockel gemauert ist und die deshalb "bodenständig" ist, verbreitete sich im deutschen Sprachraum mit Beginn des 18. Jahrhunderts; ihre erste Bauausführung entstand vermutlich 1573 im holländischen Ort Leiden.
Im Bild die Holländer Windmühle in Berlin-Britz
  von 1865, mahlfähig restauriert 1985 vom Britzer Müller Verein.
Hier erfahren Sie alles über Windmühlen von Diplom Windmüller Gerald Bost.

uBilder und Textauszüge mit freundlicher Genehmigung:

Verlag W. Tümmels , Nürnberg

uNIKOL Verlag, Hamburg
uKlostermühlen Museum, Thierhaupten
uMuseum Augusta Raurica
uPharmazie-Historisches Museum, Basel
uHosokawa Alpine AG, Augsburg
Museum der Kulturen, Basel
Exponate fotografiert und bearbeitet
von Helge Rixner

 

Fachliche Beratung durch:

Herr G. Bost – Britzer Müllerverein, Berlin

uFrau B. Seidenschwann – Klostermühle Thierhaupten
uHerr B. Engesser – Nat. Hist.Mus. Basel
uHerr D. Kriemler – Pharmazie Hist. Mus. Basel
uFrau M. Müller – Mus. Der Kulturen Basel
Herr S. Meier - Basler Papiermühle
Herr W. Wirth - Novartis Pharma AG

 

u26.12.2000 Kurt Paulus